Wir bei Getsafe – Haithem, International Marketing

Erfahre hier, was Haithem motiviert, selbst Gründer zu werden und warum er sich als “Zwischenwesen” versteht

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Lesedauer: 4 Minuten2020-09-04
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Wie herausfordernd ist das eigentlich, Versicherungen zu vermarkten?

Ich glaube, es gibt kein Produkt, das schwerer zu verkaufen ist als Versicherungen. Der Finanzmarkt ist generell ein anspruchsvolles Gebiet für Marketer. Aber eine Bank oder eine App für Sparpläne ist für den Kunden fast immer mit einem Happy Ending Gefühl assoziiert, weil sie auf eine positive Sache hinsparen. Eine Versicherung hingegen schließt du ab und hoffst, nie wieder etwas damit zu tun haben zu müssen. Im Kundenkontakt merken wir deutlich, dass alle skeptisch sind. Das ist eine wirklich unbequeme Grundlage, um etwas zu verkaufen. Wir müssen unsere Kunden davon überzeugen, dass wir anders sind als die Anderen und dass unser Produkt gut ist. Mittlerweile wissen wir, wie wir Vertrauenssignale gut platzieren können. Und mit unserer Brand, die das Happy Gefühl auch auf Versicherungen anwendet, setzen wir einen neuen Standard. Trotzdem gibt es noch viel, was wir lernen und verbessern können.

Wann und wie bist du zu Getsafe gekommen? Und was macht man so als International Marketing Manager?

Gestartet bin ich im Juli 2018 als Praktikant im Marketing. Danach blieb ich Getsafe als Werkstudent erhalten. Anfangs waren wir zwei bis drei Marketer in einem Gesamtteam von nicht mal 30 Leuten. Das waren noch andere Zeiten.

Mit dem Launch in UK haben wir unseren ersten internationalen Markt erschlossen. Meine Position als International Marketing Manager, die ich seit Anfang 2020 innehabe, gab es so vorher nicht. Weil wir ein sehr kleines Team sind, übernehme ich neben Marketing Aufgaben auch viel Verantwortung für andere Bereiche. Für den UK Markt müssen wir die Weichen ganz neu stellen. Denn die Briten sind anders als die Deutschen in ihren Kaufentscheidungen. Hier etwas komplett Neues aufzubauen macht mir riesig Spaß und es erinnert mich an meine Anfangszeit bei Getsafe. Für UK zu arbeiten, ist wie das Startup innerhalb des Startups zu betreuen. Da wird mir nie langweilig.

Du sprichst ziemlich gut deutsch. Wann hast du das gelernt? Und wie war das für dich, nach Deutschland zu kommen?

Ich kam 2013 nach Deutschland und habe erstmal die Sprache gelernt, bevor ich 2014 meinen BWL Bachelor in Mannheim angefangen habe. Mir war klar: Wenn ich hier leben und im Business-Bereich arbeiten will, dann kann ich nicht mit einem schlechten Sprachniveau ankommen. Ich war von Anfang an viel mit Deutschen und nicht mit anderen Tunesiern unterwegs. Das war anfangs nicht leicht, weil das erstmal ein Kulturschock für mich war. Nach zwei Wochen habe ich meinen Vater angerufen und gesagt: “Ich schaff das nicht, ich komme wieder heim.” Ich war zuvor noch nie so lange und weit von Zuhause weg.

Und fühlst du dich jetzt in Deutschland so richtig wohl?

Ja, Schwierigkeiten habe ich nur manchmal mit dem Humor. Ich merke, dass mir mein anderer kultureller Hintergrund im Berufsleben viel bringt, weil ich mich gut in unvertraute Situationen, aber auch in Partner oder Kunden mit je unterschiedlichem kulturellen Hintergrund hineinversetzen kann. Und klar, in Deutschland bist du immer noch nicht deutsch genug und in Tunesien sagen sie: “Ach, der ist nicht mehr richtiger Tunesier, der ist eingedeutscht.” Ich bin ein Zwischenwesen geworden. Aber damit muss ich klarkommen.

Was machst du, wenn du nicht gerade arbeitest?

Ich bin ein absoluter Serienfreak. Ich hab alles gesehen. Davon abgesehen ist mein typischer Feierabend im Moment sehr ruhig, weil ich mich letztes Jahr beim Fußballspielen mit dem Team am Fuß verletzt habe: Kochen, Musik hören, Bücher lesen. Und ich habe eine Routine entwickelt: Ich gehe ab 22 Uhr spazieren, wenn die City eher leer und dunkel ist. Das ist eine super Atmosphäre, um Stress loszulassen. Aber ich habe dabei immer Musik oder einen Podcast im Ohr oder nehme meinen Mitbewohner oder meinen Bruder mit, mit denen ich quatschen kann. Ganz im Stillen will ich nicht laufen, das wäre mir dann doch zu langweilig.

Bei Getsafe gibt es ja den Safe Place in der App. Was ist dein Safe Place - persönlich und auf der Arbeit?

Mein privater Safe Place ist ganz klar bei meinen Eltern. Das Haus liegt außerhalb der Stadt, da hat man wirklich seine Ruhe. Seit ich im Ausland lebe, begleitet mich unterschwellig die Angst, es könnte meiner Familie oder mir etwas passieren – und sie sind nicht in der Nähe. Dieser Stress fällt zuhause dann einfach von mir ab.

Bei Getsafe sind es die Jungs und die Kollegen, die mir nahe stehen. Wir haben dieselben Ziele, lernen zusammen, teilen alles und sind füreinander da, wenn jemand Hilfe braucht. Auch wenn es jeden Monat diese zwei Wochen gibt, in denen alle ausrasten – sind sie immer noch nett.

Eine Zukunftsfrage zum Abschluss: Wo siehst du dich in 10 Jahren? Kannst du dir vorstellen, auch mal zu gründen?

Es ist auf jeden Fall mein Plan, was Eigenes zu gründen, vielleicht in einem Jahr, vielleicht in 3 Jahren. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern mich immer unterstützt haben und ich mich im Ausland weiterentwickeln konnte. In Tunesien ist die wirtschaftliche Situation nicht so rosig und viele junge Leute, die mindestens so viel auf dem Kasten haben wie ich, können sich nur schwer verwirklichen. Einigen von ihnen die Chance auf mehr Wohlstand und persönliche Weiterentwicklung zu geben, das wäre mein Traum und darauf arbeite ich hin.

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Carina
Autor: Carina